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Alles, nur nicht langweilig: So bleiben wir zu Hause

Sachen spenden - so geht's
© Oxfam | Roger De Castro

Sie werden im Garten aktiv oder in den eigenen vier Wänden kreativ, nähen Masken, leisten Hausaufgabenhilfe, lesen sich durch ihren Stapel liegengebliebener Bücher, sie bleiben für andere da und miteinander in Kontakt: Wie wir alle verbringen auch die ehrenamtlichen Shop-Mitarbeiter*innen wegen des Corona-Virus aktuell viel Zeit zu Hause. Hier verraten sie, was sie gegen drohende Langeweile tun und wie sie guter Dinge bleiben.

Kontakt zu Kolleg*innen halten

Vielen Ehrenamtlichen fehlt die Arbeit im Oxfam Shop und dort etwas zu bewegen – vor allem aber vermissen sie den Austausch mit ihren Kolleg*innen.
Brit Nowaczyk (Oxfam Shop Dresden) schreibt uns aus dem „ziemlich einsamen“ Homeoffice: „Über die vielen Jahre sind wir eng zusammengewachsen, daher telefonieren wir jetzt oder schreiben mal eine Mail. Wenn das ‚normale Leben‘ wieder losgeht, gibt es sicher viel zu berichten.“

WhatsApp-Gruppenbild von Ehrenamtlichen
© Oxfam | Eta Karsten-Neuhaus

Andere Freiwillige haben WhatsApp-Gruppen gegründet, um in Kontakt zu bleiben. So wie Eta Karsten-Neuhaus aus dem Shop in Berlin-Wilmersdorf: „‚Wir sind Oxfam‘ heißt unsere WhatsApp-Gruppe. Sie kommt gut an: Alle beteiligen sich rege.“

Es gibt Menschen, die können einfach nicht nichts tun. Brigitte Geuss fehlt die Arbeit im Oxfam Shop Regensburg so sehr, dass sie schon überlegt hat, sich zwischenzeitlich anderweitig zu engagieren. „Aber das wird wohl aufgrund meines Alters schwierig werden. Und mein Sohn wird im Dreieck springen, wenn ich ihm von meinen Vorhaben erzähle“, schreibt sie in ihrer Mail.

Die Wiedereröffnung der Shops wird von vielen Ehrenamtlichen ersehnt. Von ihren Kolleg*innen aus dem Oxfam Shop Braunschweig, mit denen Martina Fuchs in regelmäßigem Kontakt ist, weiß sie: „Einige möchten lieber heute wieder arbeiten als morgen und können es eigentlich nicht mehr abwarten. Wir hoffen!“

Anderen helfen

Martina und ihr Mann gehören zur Hochrisikogruppe. Darum sind sie auf die Unterstützung anderer angewiesen, was gut funktioniert: „Freunde kaufen für uns ein, wir sind gut versorgt“, berichtet sie.

Unabhängig davon, ob gesundheitlich besonders gefährdet oder nicht, geht es auch darum, dass sich Alleinstehende trotz der Kontaktbeschränkungen nicht einsam fühlen. Darum hält Brigitte Beziehungen zu bestimmten Bekannten aufrecht.
„Es gibt leider doch mehrere ohne Familie. Ich läute bei der einen oder anderen mal an der Haustür, biete Einkaufshilfe an oder sage auf die Distanz einfach nur ‚Hallo‘“, schreibt sie uns.

Auch Brit kümmert sich um andere. Sie verbindet ihre Spaziergänge an der frischen Luft damit, Besorgungen für die Senioren in der Verwandtschaft zu machen.

Familie und Freunden nah bleiben

Oft ist es schon im Alltag eine Herausforderung, Verbindungen aufrecht zu erhalten. Kontakt- und Reisebeschränkungen machen es nun nicht leichter. Viele unserer Ehrenamtlichen nutzen daher jetzt verstärkt digitale Wege, um zu kommunizieren.

Dagmar von Arnim, die sich im Oxfam Shop Frankfurt-Sachsenhausen engagiert, macht mit ihren Enkelinnen zwei- bis dreimal wöchentlich über Skype Hausaufgaben. Damit greift sie den Eltern der Kinder unter die Arme, die aktuell im Homeoffice arbeiten, und bleibt in Kontakt mit ihrer Familie – trotz großer Distanz: Die Enkeltöchter leben nämlich in Australien und in den Vereinigten Staaten.

„Das macht uns allen großen Spaß, nur das Zeitfenster mit Sydney ist etwas schwierig. Die Siebenjährige muss um 8.00 Uhr am Tisch sitzen, dann ist es bei mir 23.00 Uhr. Amerika ist einfacher, um 9.00 Uhr dort ist 17.00 Uhr hier, das passt.“

Die Familie von Linda Kreienfeld (Oxfam Shop Düsseldorf-Friedrichstadt) lebt ebenfalls verstreut: in Europa und Amerika. Sie bleiben sich über eine WhatsApp-Gruppe nah – und bei guter Laune: „Heute haben wir viel Spaß gehabt. Wir haben versucht, berühmte Gemälde nachzustellen, zum Beispiel Werke von Vermeer, Van Gogh, Munch oder anderen Künstlern“, schreibt sie und schickt uns ein Bild davon. Erraten Sie es?

Familie einer Ehrenamtlichen stellt berühmte Gemälde nach
© Claire Cairns

Oft reicht es auch, zu zeigen, dass man an seine Lieben denkt. Kleine Gesten erhalten die Freundschaft, heißt es. Heide Schönwetter, die im Oxfam Shop München-Maxvorstadt arbeitet, lebt dieses Sprichwort: „Morgen koche ich für meine Freundinnen Erdbeermarmelade“, schreibt sie uns. Da läuft uns schon das Wasser im Munde zusammen.

Lang Aufgeschobenes erledigen

Plötzlich haben die meisten von uns viel Zeit, Dinge in Angriff zu nehmen, die schon lange liegen geblieben oder aktuell fällig sind. So geht es auch den freiwilligen Shop-Mitarbeiter*innen.
Brit zum Beispiel arbeitet dieser Tage viel im Garten: „Wir hatten vom Herbst noch einen großen Haufen Komposterde, die musste gesiebt werden. Ich habe schon einige Töpfe bepflanzt; es sah sonst noch ganz schön trist aus. Heute werde ich einige Sträucher schneiden.“ Viel zu tun – und es bleibt dennoch Zeit übrig, frisch zu kochen oder Neues auszuprobieren: „Leckere Aufstriche, die wir sonst kaufen, mache ich nun selbst.“

Nach größerem Wohnungsputz widmet sich Brigitte im Moment ihren liegengebliebenen Büchern. Auf ihrer Leseliste stehen unter anderem „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde und Albert Camus´ „Die Pest“ – aber „weil erschreckend aktuell, trau ich mich nicht recht ran“, gesteht sie.

Dagmar will ihren Bücher-Bestand endlich verkleinern. Ihre Begründung: „Man liest ja doch nicht jedes Buch nach 20 oder 40 Jahren ein zweites oder sogar drittes Mal. Da kann dann vieles zum Oxfam Buchshop, nur gut Erhaltenes natürlich! Hoffentlich macht der bald wieder auf, denn jetzt blockieren die Bücherkisten unsere Garage!“

selbstgenähte Masken von einer Ehrenamtlichen
© Oxfam | Martina Fuchs

Gartenmöbel säubern, Tische einölen, Ablage machen und neue Ordner bestücken stehen bei Martina auf der To-Do-Liste. „Noch habe ich keine Langeweile“, schreibt sie. Aus gegebenem Anlass näht sie außerdem Gesichtsmasken selbst – für ihren eigenen Bedarf, Freunde und Bekannte. Als Material nutzt sie alte Bettwäsche und Stoff, den sie online bestellt hat.

Gesund und fit bleiben

Das Immunsystem zu stärken, ist momentan wichtiger denn je. Martina berichtet uns, dass sie und ihr Mann ausgiebig für ihr Wohlergehen sorgen. Das kann ein Ausflug zum Obstbauern oder in die Käserei in der Nähe sein, Sonnenbäder oder Fahrrad fahren.

Dagmar beendet ihre Mail an uns mit dem Satz „Jetzt gehe ich, wie fast jeden Tag, im Wald spazieren.“

Gut für die Gesundheit ist neben der Bewegung an der frischen Luft natürlich auch eine ausgewogene Ernährung. Dazu gehört manchmal der Verzicht, weiß Heide: „Ich kaufe heute kein Fleisch, nein, ich kaufe Spinatknödel.“.

Nicht zuletzt spielt die mentale Verfassung eine große Rolle für das Wohlbefinden. Den Umständen etwas Positives abzugewinnen, kann dafür entscheidend sein. Bei einem Spaziergang durch München stellt Heide etwa fest: „Alles ist so wunderbar entschleunigt, wie schön!“