Susan Amsler-Parsia-Parsi ist Loslass-Expertin und KonMari-Consultant im Training. Mit Ausrangiertem hat sie außerdem als Ehrenamtliche im Oxfam Shop am Berliner Ku´damm zu tun: Über die Secondhand-Läden der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation findet es neue Besitzer*innen – und die Erlöse tun im Einsatz gegen Armut und Ungleichheit Gutes. Die 53-Jährige ist also rundum aufs Thema Aufräumen eingestellt. Die effektivsten Grundsätze hat sie in London bei Marie Kondo – der Expertin fürs konsequente Aussortieren – gelernt. Nun unterstützt sie Aufräumwillige dabei, Dinge wegzugeben, die sie nicht mehr brauchen und die ihnen keine Freude mehr bereiten. Der Lohn der Mühe: ein übersichtliches, schöner gestaltetes Zuhause, das eine entspannte Atmosphäre ausstrahlt.
Aller Anfang ist (gar nicht so) schwer! Einen Aufräum-Anker schaffen
Angesichts der Aufgabe, eine Wohnung oder ein ganzes Haus in Schuss zu bringen, kapitulieren viele. „Manche sind davon geradezu überwältigt – und fangen vor lauter Überforderung gar nicht erst an“, so die Coachin. Doch Susan Amsler-Parsia-Parsi weiß, was dann hilft: Sich anfangs nur einen klar abgegrenzten Bereich vorzunehmen. „Beginnen Sie mit einem Tisch, den Sie schön herrichten – vielleicht den, den Sie sonst nur zum achtlosen Abstellen von allerlei Krimskrams nehmen und der dadurch immer unordentlich aussieht.“ Schon ein kleiner Ort der Ordnung könne Entscheidendes bewirken und sei eine einfache, erste Aufräum-Etappe.
Nimm es in die Hand!
Wer seine Siebensachen von Grund auf ordnen möchte, sollte jedes Teil – wirklich jedes – einmal in die Hand nehmen. Dazu wird alles ausgeräumt und angefasst. „Das muss nicht auf einmal passieren: Starten Sie zum Beispiel mit sämtlichen T-Shirts oder allen Pullovern, die Sie auf einen großen Stapel packen. Nach dem Kleiderschrank nehmen Sie sich Bücherregale oder Papierkram vor und machen Schritt für Schritt weiter.“ Dabei werde vielen klar: „Das ist viel zu viel – das brauche ich alles gar nicht: ein wichtiger Aha-Effekt.“ Behalten oder loslassen? „Das spontane Bauchgefühl gibt den Ausschlag: Bereitet mir der Gegenstand Freude? Benutze oder trage ich ihn? Dann bekommt er ein ‚Ja‘. Sonst heißt es ‚Weg damit‘.“
Ab in die Box! Die perfekten Assistenten fürs Aussortieren und Aufbewahren
Beim (Aus-)Sortieren und Ordnung-Halten sind Boxen, Kisten und (Schuh-)Kartons nützliche Assistenten. In der Ausräum-Phase lassen sich darin die Dinge trennen, die behalten und die, die weggegeben werden. Alles, was bleiben darf, kann anschließend in übersichtliche Aufbewahrungssysteme einsortiert werden. Aber auch ohne sie falle es nach dem Aussortieren leichter, den Überblick zu behalten: „Schließlich ist durch das Reduzieren mehr Platz.“ Damit Kleidung nicht doch wieder in den Untiefen des Schranks verschwindet, hilft eine Falttechnik, durch die Kleidungsstücke neben- oder hintereinander aufgereiht werden. „Sortieren Sie die Sachen auch gleich farblich, von hell nach dunkel – das ist noch übersichtlicher.“
Gib´ dir Zeit für die Ordnung – immer wieder!
Auf- und Ausräumen braucht Zeit: „Das geht nicht nebenbei an einem Nachmittag. Planen Sie den Zeitbedarf realistisch und großzügig – lassen Sie sich währenddessen nicht ablenken.“ Auch damit die Ordnung bleibt, ist Zeit nötig – zum Beispiel jeden Abend fünf bis 15 Minuten, in denen Dinge wieder an ihren Platz gelegt werden. Wer regelmäßig Ordnung hält, fällt nicht so leicht wieder ins Chaos. Langfristig bewirken strukturiertes Aus- und Aufräumen meist, dass Menschen nicht nur Erleichterung empfinden, wenn Ungenutztes aus der Wohnung verschwindet. Sie bringen den Dingen, die sie begleiten, mehr Wertschätzung entgegen. „Vor allem benutzen sie ihre Sachen wieder häufiger und oft setzt ein Umdenken ein: Bewussterer Konsum ersetzt die Impulseinkäufe, die zum Zuviel geführt haben.“
Weg mit dem Gepäck: Wohin mit dem Ausrangierten?
„Sich vom Ausrangierten zu trennen, fällt leichter, wenn einst Geliebtes nicht auf dem Müll landet, sondern sinnvoll genutzt wird“, sagt Susan Amsler-Parsia-Parsi. „Daher rate ich dazu, die gut erhaltenen Dinge weiterzugeben statt sie wegzuschmeißen. Das ist noch dazu nachhaltig.“ Um im Umlauf zu halten, was zu schade zum Wegwerfen ist, sind Tauschparties, das Verschenken an Freund*innen, der Verkauf auf Flohmärkten oder eine Sachspende an gemeinnützige Organisationen wie die Oxfam Shops Alternativen zur Mülltonne. „Mit den Dingen noch etwas Positives zu bewirken, gibt ein doppelt gutes Gefühl.“ Und wer sich selbst vom völlig verwaschenen Hemd oder dem Pulli mit Loch nicht trennen mag: Warum nicht durch Upcycling aus Altem Neues machen? Oder „visual mending“ lernen und durch sichtbares Stopfen oder Flicken Macken kunstvoll verdecken?