Von 18 bis 85 – Oxfam: ein Ehrenamt für Jung und Älter
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Andrea Frey
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Ein Ehrenamt im Einzelhandel ist eher ungewöhnlich. In den Oxfams Shops – acht gibt es in Berlin insgesamt – ist das jedoch normaler Ladenalltag: Ohne Freiwillige wie die 18-jährige Lucy Fabiunke und die 85-jährige Christel T. ginge hier gar nichts. Vor und hinter den Kulissen sorgen die beiden und 444 weitere ehrenamtliche Berliner Shop-Mitarbeiter*innen dafür, dass die Geschäfte laufen. Lucy ist seit Herbst vergangenen Jahres dabei: Nach dem Abitur wollte die 18-Jährige ein Jahr um die Welt reisen – die Pandemie hat diesen Plan vereitelt. „Stattdessen wollte ich mich ehrenamtlich engagieren, um etwas Sinnvolles mit meiner Zeit anzufangen“, sagt Lucy. Als eine Freundin sie auf den erst kurz zuvor eröffneten Oxfam Shop in Weißensee aufmerksam machte, hat sie sich kurzerhand vorgestellt – und ist dort nun Fachfrau für Modisches aus zweiter Hand.
Dekorieren, inspirieren, beraten und verkaufen – ein abwechslungsreiches Ehrenamt
Sie sei Fan von Secondhand, sagt Lucy: „Ich finde es toll, dass es bei Oxfam nicht jedes Teil 30, sondern eben nur ein Mal gibt. All die Einzelstücke – vom tollen Mantel bis zur Markenjeans – machen das Stöbern im Laden interessant für alle, die sich individueller kleiden möchten.“ Ihre Kollegin Christel engagiert sich seit sieben Jahren im Spandauer Oxfam Shop. Mit 85 Jahren ist sie derzeit die älteste Ehrenamtliche in den Berliner Secondhandläden. Auch sie hat im Segment „Kleidung“ angefangen, hatte aber immer schon ein Faible fürs Dekorieren. Vor zwei Jahren hat sie die Aufgabe übernommen, die Regale im Geschäft zu gestalten: „Mir macht es Freude, wenn ich die Leute mit den Stücken, die ich dekoriere, inspirieren kann. Kaum hingestellt, werden sie oft sofort verkauft. Eine schöne Bestätigung“, freut sie sich.
Abiturientin, ehemaliger Diplomat, fünffache Mutter – zusammen ein gutes Team
Während Lucy noch nach dem richtigen Studienfach für sich sucht, ist Christel bereits seit 25 Jahren in Rente. Zuvor hat sie im Landesprüfungsamt für Gesundheitsberufe gearbeitet. Als ihr Mann vor einigen Jahren starb, hat Christel Beschäftigung und Kontakt gesucht – und beides im Spandauer Shop gefunden. Den tollen Teamgeist schätzen Lucy, Christel und ihre zahlreichen Kolleg*innen besonders. Sicher ein Grund, warum viele Ehrenamtliche den Job im Shop über Jahre hinweg ausführen: In Berlin sind mit 288 die meisten Freiwilligen zwischen zwei und 20 Jahren dabei; 21 begleiten die Oxfam Shops sogar schon länger als zwei Jahrzehnte. 2020 kamen viele neue Freiwillige dazu – 93 insgesamt, darunter Lucy. Engagieren kann sich im Oxfam Shop jede*r, die oder der Lust dazu hat; Vorwissen in einem der Warenbereiche – Textilien, Bücher, Musik, Spiele oder Haushaltsgegenstände – wird nicht vorausgesetzt. Dementsprechend bunt gemischt sind die einzelnen Shops-Teams von Charlottenburg bis Wilmersdorf: Abiturientin und Auszubildender engagieren sich in Oxfams Läden genauso wie die fünffache Mutter oder der ehemalige Diplomat.
Überflüssiges flüssig machen – für den Einsatz gegen Armut und Ungleichheit
Und so funktioniert das Ehrenamt im Oxfam Shop: Die Shop-Mitarbeiter*innen nehmen Sachspenden an, prüfen, ob diese intakt und gut erhalten sind, versehen sie mit Preisen, dekorieren sie in Laden und Schaufenster, beraten die Kund*innen und kassieren. Manche haben zusätzliche Aufgaben, leiten eine Schicht oder den gesamten Shop, sind Ansprechpartner*innen für lokale Medien oder kennen sich besonders gut mit der Shop-IT aus. Für eine Schicht pro Woche – etwa fünf Stunden – machen sie dann ihren Job im Shop. Sie erhalten außerdem Trainings zu ihrem Warenbereich. Neben den acht Shops in Berlin gibt es noch 47 weitere Secondhandläden in 33 Städten im Bundesgebiet. Etwa 3.400 Ehrenamtliche setzen sich so insgesamt für Oxfam ein. Nach dem Motto „Überflüssiges flüssig machen“ kommen die Gewinne der Geschäfte der Nichtregierungsorganisation zugute: Oxfam unterstützt gemeinsam mit 3.500 lokalen Partnerorganisationen weltweit Frauen und Männer dabei, sich dauerhaft aus der Armut zu befreien.