In der Entwicklungszusammenarbeit zu Hause
Gabriele Sarteh (66) hat im Januar 2018 im Oxfam Shop Bonn angefangen ehrenamtlich zu arbeiten. Ihre Aufgaben: Bücher (Biografien, Medizin und Gesundheit, Psychologie und Ratgeber), Kassieren, Kampagnen-Ansprechpartnerin und erste Hilfe in ihrer Schicht. „Wenn sich mal jemand in den Finger schneidet“, sagt sie.
Gabriele macht „die Mischung aus allem“ gern und mag den Kontakt zu den Kund*innen.
Von der Kundin zur Ehrenamtlichen
Als sie noch berufstätig war, ist sie oft selbst als Kundin im Shop gewesen, um sich Bücher zu kaufen. Und bei regelmäßigen Website-Besuchen hat sie sich über Oxfam und die Shops informiert. Ganz bewusst war ihre Entscheidung für das Ehrenamt: „Wenn ich in Rente bin und noch in Bonn lebe, arbeite ich im Oxfam Shop, habe ich mir immer gesagt.“
Dort beeindrucken sie regelmäßig die älteren Kolleginnen: „Wie die über Achtzig-Jährigen das schaffen, ist bewundernswert!“
Gabriele fühlt sich wohl in ihrer Schicht. Sie unternehmen auch außerhalb des Shops etwas zusammen und man kümmert sich umeinander.
Für die Kampagnen-Arbeit, die Oxfam in den Shops mit Unterstützung der Ehrenamtlichen macht, hat sich Gabriele ohne zu zögern gemeldet. In diesem Jahr war sie in Südafrika, um dort zusammen mit Oxfams Partnerorganisation Women on Farms Project die knapp 30.000 Unterschriften für die Kampagne „Gift auf Wein – das lass sein“ zu übergeben, die in den Oxfam Shops gesammelt worden sind. Ihre Eindrücke hat sie in einem Reisetagebuch festgehalten. Beachtlich findet sie „wie viel die Frauen von Women in Farms in knapper Besetzung auf die Beine stellen und wie offen und lebensmutig all die Menschen trotz ihrer schwierigen Situation sind“, denen sie in Südafrika begegnet ist.
„Das Geld, das in den Oxfam Shops eingenommen wird, fließt in ein Feld, in dem ich mich zu Hause fühle“, erzählt Gabriele und meint damit die Entwicklungszusammenarbeit.
Einmal wöchentlich arbeitet sie für die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GiZ) im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung. Seit zehn Jahren ist sie außerdem einmal jährlich für längere Phasen in Tansania und übernimmt dort die ehrenamtliche Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften auf der Neugeborenen-Station für Frühchen in einer Mutter-Kind-Klinik.
„Ein unheimlich toller und spannender Beruf“
Sehr früh ist Gabriele in den Pflegeberuf gekommen. Ausschlaggebend war die Geburt ihres zwölf Jahre jüngeren Bruders, die sie bewusst miterlebt hat. „Ich war von dem Neugeborenen sehr fasziniert und mir wurde schnell klar, dass ich das beruflich machen will“, sagt sie. Mit 14 Jahren hat sie einmal wöchentlich im Krankenhaus gearbeitet und kam in dieser Zeit schon mit Patient*innen in Kontakt.
Auch das Geld spielte damals eine Rolle: „Wir waren vier Kinder und meine Eltern konnten mir den Besuch einer Brieffreundin in England nicht ermöglichen“, erzählt Gabriele. Fünf Mark hat sie pro Tag verdient und es hat zwei Jahre gedauert, bis sie das Geld zusammen hatte.
Bis heute findet Gabriele, dass der Pflegeberuf ein „unheimlich toller und spannender Beruf“ ist, in dem man sich gut weiter entwickeln kann. Und das hat sie: Kinderkrankenschwester, Krankenschwester, Lehrerin für Pflegeberufe. Oft hat sie im Ausland gelebt und gearbeitet, unter anderem in Ost- und Westafrika und im Nahen Osten.
Aktuell ist Gabriele für ein Projekt vier Wochen lang in Kairo, wo sie Pflegekräfte ehrenamtlich ausbildet. „In zehn Jahren werde ich nicht mehr auf Reisen gehen können, aber in den Oxfam Shop“, sagt sie.