„Dankbarkeit wird im Alltag zu wenig praktiziert“

  • Philéas Laoutides, Ehrenamtlicher Oxfam Shop Frankfurt-Sachsenhausen
    © Mohamed Abdelraheem

Philéas Laoutides hat gern auf Flohmärkten gestöbert. Als er dann die Oxfam Shops in Frankfurt entdeckte, wurden die Secondhand-Läden am Merianplatz und in der Schweitzer Straße zu einer festen Adresse. „Ich habe da schon immer gern eingekauft und mich beraten lassen von den super-netten Ehrenamtlichen.“ Erst später, als der 33-Jährige sich mit dem Hintergrund beschäftigte, bemerkte er, dass das Konzept und die Entstehung der Oxfam Shops mit seiner eigenen Familiengeschichte zusammenhängen.

Die Urgroßeltern von Philéas sind etwa 1917/18 aus der Türkei nach Griechenland zwangsumgesiedelt worden. Dort wurden später Hilfe und Hilfsgüter entscheidend für ihr Überleben. 25 Jahre später gründete sich das OXford Committee for FAMine Relief (Oxforder Komitee zur Linderung der Hungersnot), um auf das Leid der Zivilbevölkerung im von Deutschland besetzten Griechenland zu reagieren, woraus wiederum der erste Oxfam Shop entstand. Und hundert Jahre später, 2018, beginnt Philéas sich ehrenamtlich im Oxfam Shop Frankfurt-Sachsenhausen zu engagieren. „Für mich ist das der karmische Zyklus. Wo mir oder meiner Familie in der Vergangenheit geholfen wurde, helfe ich jetzt“, sagt er und ergänzt: „Dankbarkeit ist etwas, was zu wenig im Alltag praktiziert wird.“

Auch sein Studium, das er vor Kurzem beendet hat, hat thematisch etwas mit seiner Familiengeschichte zu tun. Für seine Masterarbeit hat er gemeinsam mit Geflüchteten an einem Film gearbeitet, um den Abschluss in Performative Künste in sozialen Feldern zu machen. Aus Schlechtem Gutes machen: Diese Transformation war Inhalt seines Films. Menschen mit Fluchterfahrung eine Stimme geben, damit sie die Macht erlangen, über sich selbst zu berichten, war Philéas das Wichtigste an diesem Projekt.

In Zukunft möchte er etwas machen, mit dem er Menschen hilft. „Was mir guttut, aber auch anderen. Etwas, von dem ich nicht müde werde. Etwas, was das Ehrenamt im Oxfam Shop für mich ist“, fasst er zusammen. Weil ihm die Arbeit im Shop gefällt, möchte Philéas Oxfam trotz einer beruflichen Karriere ehrenamtlich treu bleiben. Er genießt es, Kund*innen zu beraten und dann zu beobachten, wie sie den Shop mit einem anderen Selbstwertgefühl verlassen. „Gestaltung gibt Menschen Freude, darum sind Empfehlungen wichtig und wertvoll“, bringt er es auf den Punkt. Und: Secondhand ist einzigartig wie jeder Mensch und ein gutes Mittel, sich von anderen zu unterscheiden, findet Philéas. „Das traut sich nicht jeder!“