Angelika Graefe und Brigitte Hang sind seit dem Eröffnungsjahr 1999 im Oxfam Buchshop Darmstadt tätig. Seit 2001 leiten sie gemeinsam ehrenamtlich den Shop. Außerdem sind beide als Buchtrainerinnen tätig, um neue Ehrenamtliche einzuarbeiten.

Angelika: „Beide arbeiten wir unheimlich gerne mit Menschen zusammen und haben Spaß am Organisieren. Uns ist es ein Anliegen, dass im Shop alles rund läuft und wir im Team ein gutes Miteinander haben. Wichtig ist, was unsere ehrenamtliche Arbeit – und jeder Kauf im Oxfam Shop – bewirkt: ein sinnvolles Engagement, um Menschen bei ihrem Weg aus der Armut zu unterstützen.“

Brigitte: „Jede macht das, was sie am besten kann. Ich kümmere mich um die Einarbeitung von neuen Team-Mitgliedern. Unser Team ist vielfältig aufgestellt: Die jüngsten sind so um die 20, eine Kollegin ist schon über 80 Jahre alt. Wir haben Menschen, die z.B. Englisch oder Spanisch als Muttersprache sprechen oder auch ganz spezielles Fachwissen zu Büchern oder Schallplatten und CDs mitbringen.“

Das Konzept der Shops: „Eine tolle Sache“

Angelikas erste Begegnung mit Oxfam war im Jahr 1999 in Darmstadt. Ein Oxfam-Mitarbeiter war damals dabei, die Ladenflächen für den neuen Shop zu vermessen. Weil sie mit dem grünen Logo von Oxfam nicht viel anfangen konnte, befragte sie den Mitarbeiter, der ihr Oxfam und das Konzept der Shops näherbrachte. „Eine tolle Sache“ – davon war sie schnell überzeugt. Obwohl Angelika damals halbtags in einem Verlag arbeitete, entschloss sie sich kurzerhand, sich zusätzlich ehrenamtlich zu engagieren. Und noch heute ist sie dabei – wenn sie auch mittlerweile eine andere Tätigkeit außerhalb von Oxfam verfolgt: Museumsführerin im Schlossmuseum Darmstadt.

Besonders wichtig ist ihr der freundliche Umgang miteinander. Denn „wenn es an harmonischer Zusammenarbeit krankt, läuft der Laden nicht.“ Gern spricht sie im Alltag mit den Kund*innen und bringt ihnen Oxfams Arbeit näher. Im Shop kann man durch den Kontakt mit Kund*innen viel erleben. Angelika erinnert sich zum Beispiel an eine außergewöhnlich begeisterte Frau, die immer mehr im Shop entdeckte und einkaufte. Am Ende hatte sie einen großen Stapel Bücher und so viele Sachen, dass sie ihren Einkauf nicht mehr allein tragen konnte. Als Angelika ihr ein Taxi rief, hat die Frau als Dank auch noch Geld in die Spendenbox an der Kasse eingeworfen.

Am liebsten sind Angelika die Projekte von Oxfam, die sich mit den Rechten von Frauen befassen, weil der Unterschied zwischen den Geschlechtern in armen Ländern gravierender ist als in Deutschland. „Jungen Frauen und Mädchen durch verschiedene Projekte Bildung und Selbstständigkeit zu ermöglichen verbessert ihr Leben und wirkt sich positiv auf die Bedingungen aller aus“, sagt sie. Dass Oxfam Soforthilfe leistet, wo sie benötigt wird, freut Angelika sehr. Sie findet es außerdem wichtig, die Existenzgrundlagen vor Ort zu sichern. Dazu gehört Oxfams entwicklungspolitische Arbeit zum Thema „Ernährung sichern“.

„Ich möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben“

Brigitte hat einige Jahre in Miami in den Vereinigten Staaten gelebt, wo sie ehrenamtlich in einem Krankenhaus gearbeitet hat. Wieder in Deutschland – im Jahr 1999 – ist sie über ein Plakat im Buchshop Darmstadt darauf aufmerksam geworden, dass Freiwillige gesucht werden und stieg ins Shop-Team ein. „Ich habe das Privileg, nicht arbeiten zu müssen, habe freie Zeit, ein gutes Leben und möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben.“ Brigitte sieht das ehrenamtliche Engagement als Geben und Nehmen an. Man spendet seine Zeit und Arbeitskraft, zurück bekommt man ein Gemeinschaftsgefühl, den Austausch mit anderen und Bestätigung, wenn etwas gut gelaufen ist. „Das gibt einem ein Super-Gefühl.“ Außerdem engagiert sich Brigitte noch ehrenamtlich als Stadträtin in Darmstadt.

Im Shop arbeitet Brigitte gern mit Menschen zusammen. Als Shop-Leiterin übernimmt sie unter anderem die Einführung von neuen Ehrenamtlichen und ist außerdem als Buchtrainerin aktiv, was für sie besonders spannend ist, weil sie selbst sehr gern liest, man immer wieder Neues erlebt und vielen verschiedenen Leuten begegnet. Neue Ehrenamtliche hat Brigitte gewinnen können indem sie mit Stammkunden ins Gespräch gekommen ist. Über die Jahre sind auch gute Freundschaften entstanden – wie zu ihrer Kollegin Angelika. Und auch mit anderen aus dem ehrenamtlichen Shop-Team trifft man sich auch mal außerhalb des Shops zu Geburtstagen, Konzerten oder Ausstellungen.

Überflüssiges flüssig machen

Brigitte erinnert sich gern an ein Erlebnis, das sie einmal an Weihnachten im Shop hatte: Eine Mutter kaufte zusammen mit ihrer Tochter im Schulkindalter zwei Geschenk-Karten von OxfamUnverpackt. Kurze Zeit später kamen die beiden zurück in den Shop. Erst dachte Brigitte, sie hätten etwas vergessen. Aber dann erzählten die zwei, sie hätten die anderswo gekauften Geschenke, wie Pulli und Schal, wieder zurückgegeben und möchten allen ihren Angehörigen lieber eine Karte von OxfamUnverpackt schenken – schließlich gab es auch für alle das passende Motiv. Sogar die Tochter wollte für sich selbst lieber ein Geschenk von OxfamUnverpackt als etwas anderes.

Wenn es die Oxfam Shops nicht gäbe, müsste man etwas erfinden worauf der Slogan „Überflüssiges flüssig machen“ passt, findet Brigitte. Sogar ihre Verwandten und Bekannten sammeln fleißig Spenden für die Oxfam Shops und sind stolz auf Brigittes Engagement im Shop. Sie ist überzeugt davon, dass auch Kleines großen Einfluss haben kann. Das sagt sie zum Beispiel Menschen, die bei den Kampagnenaktionstagen nicht so recht überzeugt davon sind, dass ihre Unterschrift etwas bewirkt. „Das ist als ob man einen Stein ins Wasser wirft, der einen Kreis zieht. Je mehr Steine man hineinwirft, desto mehr Bewegung gibt es.“

Brigitte mag am liebsten Projekte, die Hilfe zur Selbsthilfe geben und sich mit Bildung befassen – so wie „Benin: Schule geht auf den Markt“.